BYE-BYE BERLIN

8/31/12

Nach 2 Monaten in der Hauptstadt hier 2 Dokumentarfilme, die ich gerade in Berlin gesehen habe und empfehlen kann. DOPPELLEBEN von Douglas Wolfsperger (sicher erinnern sich noch einige von euch an seinen wunderbaren Film über das Wiener Kino BELLARIA, der 2003 bei Berlin & Beyond gezeigt wurde) verfolgt die Geschichten von 3 Personen, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit lebenden Politikern, eine steile Karriere als Doubles von Angela Merkel und Bill Clinton gemacht haben.

Ich hatte keine Ahnung, dass es so etwas gibt, dass diese Doubles nicht nur zu Geburtstagsparties und Unterhaltungssendungen im Fernsehen eingeladen werden, wo jeder weiß, das ist “Ersatz”, sondern auch zu ernsthaften Tagungen von Energie-konzernen, zum Tag der deutschen Einheit beim Goethe-Institut in Hong Kong, zu Reisen durch afrikanische Staaten, wo die richtige Angela Merkel nicht hin kommen konnte und zum Signieren ihrer Autobiografie. Der Film ist voller Überraschungen und radikaler Veränderungen, die vor allem die Lübeckerin Susanne Knoll in ihrer neu entdeckten Karriere als Angela Merkel durchmacht. Sie spielt nicht nur Deutschlands Kanzlerin sondern lebt sie. Beim Q&A nach der Premiere trat sie auf wie eine erfahrene Politikerin und nicht so wie in ihrem vorherigen Leben als unsichere Mutter und Hausfrau. Der Film trifft nicht immer ins Schwarze, denn zum Schluß laufen die Fäden nicht zusammen und die Spannung läßt nach, aber trotzdem eine durchaus amüsante und empfehlenswerte Dokumentation .

THIS AIN’T CALIFORNIA auch eine Dokumentation, so scheints jedenfalls, über die Rollbrettfahrer – skate boarder –der achziger Jahre vom Alexanderplatz. Aber der Schein trügt. Die Protagonisten sind von Schauspielern gespielt, die Geschichte ist zum großen Teil erfunden. Man weiß nicht, was ist wahr und was ist gestellt. Nichts Neues, Mockumentaries gibts seit vielen Jahren und ich, z.B. falle immer wieder drauf rein und ärgere mich am Ende bei den credits, daß ichs nicht längst vorher gemerkt habe. Hier wird aus dem sommersprossigen frechen Jungen ein platinblonder cooler Teenager, dem die Mädchen nachlaufen, auch eine Westdeutsche, die im Laufe des Films ebenfalls unglaubhafte Veränderungen durchmacht. Aber davon mal abgesehen ist Marten Persiels Film eine sehr gelungene, unterhaltsame Collage über ein Lebensgefühl, die von Nostalgie geladene Erinnerung einer Generation, die ein Stück DDR Geschichte wieder zum Leben bringt. “Ein Möglichkeitsszenario” (critic.de) der jüngsten deutschen Vergangenheit. Zum gleichen Thema sehr zu empfehlen ist Nico Raschiks wirklich hervorragender Dokumentarfilm HERE WE COME (Berlin & Beyond 2007) über Break Dancing in der DDR.

 

 

 

 

 

Fotos u.a. von Harald Schmitt und Patric Steffens

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