GOETHE ON MY MIND – Nach Goethe steht mir der Sinn

 

 

 

 

 

In meinem Bücherschrank fand neulich ich eine wunderschöne Ausgabe von Goethe’s Italienischer Reise, ein Bat Mitzvah Geschenk für meine Tochter Milena von ihrem Patenonkel Charles Rosen. Natürlich auf Deutsch ohne Übersetzung, was Charles sicher so nebenbei las, während er auf dem Klavier Fingerübungen machte und dabei nicht nur Goethes zum Teil lange und verschachtelten Sätze verstanden, sondern in seinem Kopf behalten hat. Charles war ein außergewöhnlich kluger Kopf, der einen ganzen Abend damit verbrachte mit seinem Freund Henry die Vornamen deutscher Dichter und Denker des 18. Jahrhunderts aufzuzählen – Lessing: Gotthold Ephraim, Schlegel: August Wilhelm, ETA Hoffmann: Ernst Theodor Wilhelm, Mörike: Eduard Friedrich, Wieland: Christoph Martin, Wackenroder: Wilhelm Heinrich, Hegel: Georg Wilhelm Friedrich und natürlich Goethe: Johann Wolfgang. Er kannte viel mehr als ich, die ich zu der Zeit Literatur studierte und mich an dem Spiel beteiligte so gut ich konnte. Die Ausgabe der Italienischen Reise enthält sowohl Faksimiles von Goethes Zeichnungen und Malereien, die während der zweijährigen Reise entstanden, als auch von Tischbein, Kniep und anderen Malern, die ihn begleiteten und oft auch portraitierten. Der Reisebericht ist erst 30 Jahre später veröffentlicht worden, nachdem Goethe viel Persönliches und wohl auch Intimes, herausgenommen hatte. Dennoch gibt es Anekdoten, die die Wahlverwandtschaften andeuten, ein Faksimile der 5. Römischen Elegie, Liebesgedichte, die auch erst nach seiner Rückkehr veröffentlicht wurden und Beschreibungen von Frauen, die ihm am Herzen lagen. Was mich an den Tagebuchberichten fasziniert ist ein Goethe, der sich selbst nie in der Vordergrund spielt, fast bescheiden von dem berühmten Dichter schreibt, der incognito reist, sich oft nur zögernd zu Erkennen gibt, Gemälde bemängelt, die ihn nur als “hübscher Bursche, aber keine Spur von mir” darstellen, die Schwächen seiner eigenen Malerei sehr genau erkennt und das Talent, was ihn vor allen andern auszeichnet, die Kunst zu Schreiben, nie zur Schau stellt. Braucht er auch nicht, denn man hat das, was er meisterhaft beherrscht, vor sich, die wunderbare Beschreibung der Italienischen Reise.

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