BERLIN BABYLON – Weltpremiere in Berlin

Donnerstag, der 28. September 2017, 18.30h,  Berliner Ensemble. Alles, was Rang und Namen in Film und Fernsehen – besonders Fernsehen – in Deutschland hat, war versammelt und ich hatte das Glück dabei zu sein, dank Ingo, meinem ehemaligen Praktikanten nun erfolgreicher Regisseur für ARD und ZDF. Die Weltpremiere des größten Serienprojektes, das es im deutschen Fernsehen je gegeben hat – so die Ankündigung – wurde in dem Theater, wo Brechts Dreigroschenoper die Premiere vor fast 100 Jahren erlebte, gefeiert, denn offensichtlich gibt es Gemeinsamkeiten: beide spielen im Berlin der wilden 20er Jahre, in beiden geht es um Verbrechen, Armut und Revolte, um Gier, Drogen, Sex und Politik. So sind die 20er Jahre in der Hauptstadt der Sünde immer beschrieben worden, in Fassbinders Berlin Alexanderplatz, in Cabaret, in der Trilogie über Anita Berber, Magnus Hirschfeld und Hanussen am Goethe-Institut, San Francisco, was ich in den frühen 90er Jahren unter Ulrich Sacker mit inszenieren konnte, und vielem anderen. Haben die Regisseure und Drehbuchautoren Tom Tykwer und seine zwei Kollegen Achim von Borries und Henk Handloegten in Babylon Berlin das Thema neu gestaltet oder anders beleuchtet? Ich war gespannt. Gereon Rath, die zentrale Figur aus den Buchvorlagen von Volker Kutscher, ist Kommissar in Köln, der nach Berlin geholt wird, um einen Fall bei der Sittenpolizei zu lösen, in den auf der Kölner Seite sogar Konrad Adenauer verstrickt  sei, sagt Polizeischef Benda, gespielt von Willy Brandts Sohn Matthias – ein netter Touch. Rath selber hochgradig drogenabhängig tasted sich in den ersten zwei Stunden der langen Serie ins Berliner Milieu vor, das in allen Schattierungen gekonnt, spannend, kontrastreich, von großen Schauspieltalenten auf hohem Produktionsniveau vorgeführt wird. Geld steckt dahinter, das kann man sehen und geniessen, wenn man polierte Bilder, perfekte Inszenierungen, große Dramatik und glitzernde Unterhaltung mag. Ich hätte lieber ein paar Schrotkörner im Brot gehabt, an denen man sich die Zähne zerbeissen kann, statt Feinkost von Dreisterne-Chefs serviert zu bekommen. Dennoch, ich möchte gern wissen, wie es weitergeht und was wohl auf dem Pornofilm zu sehen ist, nach dem alle suchen, und wie Adenauer darin verstrickt sein könnte. Erstmal wird die Serie auf Sky, einem Privatsender, gezeigt, dann auch auf ARD und, so wurde von Produzenten und Geldgebern versichert, die Superserie wird in der ganzen Welt zu sehen sein – dann sicher auch in San Francisco. Darauf freu ich mich.

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